Warum eine KV-Lehre absolvieren? Eine Lernende erzählt uns ihre Beweggründe


Wir haben uns auf den Schulhausgängen der Wirtschaftsschule KV Winterthur umgehört und mit Bahar, einer Lernenden im dritten Lehrjahr gesprochen. Sie erzählt uns, warum sie sich für eine kaufmännische Lehre entschieden hat, was aktuell im Trend liegt, wie sie sich aufs Qualifikationsverfahren (QV) vorbereiten wird und wie ihre Pläne nach der Lehre aussehen.

Bitte stelle dich kurz unseren Leserinnen und Lesern vor. Wer bist du und wo absolvierst du deine KV-Lehre?
Ich heisse Bahar Yilmaz, bin 17 Jahre alt und im dritten und letzten Lehrjahr. Ich mache meine Lehre bei der Stadt Winterthur und gehe hier an der Wirtschaftsschule KV Winterthur zur Schule. Jedes Jahr war ich bei der Stadt Winterthur in einer anderen Abteilung tätig. Zurzeit arbeite ich beim House of Winterthur (Tourist Information) am Schalter und in der Buchhaltung. Während meiner Ausbildung erhielt ich verschiedene Einblicke in die Arbeiten der Stadt. Unter anderem arbeitete ich bei der Integrationsförderung, wofür ich Beratungen machte. Ich durfte auch schon bei der Durchführung von Informationsanlässen mithelfen. Obwohl ich in Winterthur aufgewachsen bin, lerne ich immer wieder Neues über die Stadt dazu. In meiner Freizeit tanze ich oder mache Eiskunstlauf.

Warum hast du dich für eine kaufmännische Berufslehre entschieden?
Als es darum ging, mich für eine Lehre zu entscheiden, war ich gerade mal 13 Jahre alt. Ich wusste da natürlich noch nicht, was ich beruflich machen möchte. Die Schwierigkeit lag darin, dass ich mich für einen Beruf entscheiden musste, welcher auch später meine Interessen abdecken sollte. Damals wie auch heute wird das KV als eine ausgezeichnete Grundausbildung mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten hoch angesehen. Das war für mich der ausschlaggebende Grund, das KV zu machen.

Welches waren deine Alternativen zur KV-Lehre? Was hättest du dir sonst noch vorstellen können?
Mir hätte eine Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit auch sehr zugesagt. In einem sozialen Bereich oder Umfeld zu arbeiten, hätte ich mir also gut vorstellen können. Schliesslich hatte ich mich dann aber nur für die Lehrstelle bei der Stadt Winterthur beworben und bekam diese auch.

Du bist drei Jahre in die Sekundarschule gegangen und hast bald drei Jahre Berufslehre hinter dir. Was sind die grössten Unterschiede zwischen deiner Sekundarschulzeit und der Lehre?
In der Berufsschule geht es um die Selbstentwicklung. Man wird reifer und bildet sich eine eigene Meinung. Um ehrlich zu sein, ist für mich das Verhältnis zu den Lehrpersonen an der Berufsschule viel angenehmer. In der Sek merkte ich schnell, wenn die Lehrpersonen Lieblinge hatten. Hier ist dies, aufgrund des neutralen Umgangs, seltener oder überhaupt nicht mehr der Fall. Dadurch, dass wir nicht mehr fünf Tage die Woche Unterricht haben, ist auch das Klassenklima lockerer. Generell fühle ich mich in der Berufsschule viel wohler als in der Sek.

Warst du von Anfang an von der Ausbildung überzeugt? Gab es vor oder während der Lehre Zweifel?
Natürlich gab es Zweifel. Vor allem war ich mir nicht sicher, ob ich mich wirklich für die richtige Ausbildung entschieden hatte. Ich gehöre zum Typ Mensch, der einen Alltag mit viel Abwechslung und verschiedenen Einblicken schätzt. Nicht jeder Lehrbetrieb kann dies seinen KV-Lernenden bieten. Nehmen wir die Tätigkeit in der Buchhaltung als Beispiel. Dort gehören wiederkehrende Aufgaben zum Tagesgeschäft. Es gibt Wochen, da sucht man vergebens nach Variation. Da habe ich mich zeitweise schon gefragt, was ich hier soll. Heute, nach zweieinhalb Jahren bei der Stadt Winterthur, kann ich aber zufrieden berichten, dass solche Arbeiten zu dieser Ausbildung dazugehören und diese dazu beigetragen haben, dass ich mich bald Kauffrau EFZ nennen darf. Ich bin froh, dass ich mich fürs KV entschieden habe.

Was würdest du sagen, ist heute im Trend? Was ist in deinem Alter und in deiner Klasse «in»?
Ich würde behaupten, dass anders sein heute sehr wichtig ist. Jeder möchte möglichst individuell sein, divers auftreten und eine eigene Meinung oder einen eigenen Geschmack haben. Früher hätte man mit einem bunten Outfit Blicke auf sich gezogen, heute gehört das zur Normalität. Das Ziel ist es, möglichst unter der breiten Masse herauszustechen.

Würdest du sagen, du gehörst in deiner Klasse zu den «Coolen»? Gibt es diese Abspaltungen, wie sie uns in Büchern, Filmen oder vielen Medien vermittelt wird, überhaupt noch?
Also, es gibt solche Gruppierungen, ja. Es kommt aber auf die Definition an. In unserer Klasse verstehen wir uns alle sehr gut und die Stimmung unter meinen Mitschülerinnen und Mitschülern ist angenehm und keinesfalls komisch oder angespannt. Es ist also nicht so, dass es zwei verschiedene Gruppen gibt, welche nichts miteinander zu tun haben wollen. Gerade in den Mittagspausen kann man aber beobachten, wer gerne mit wem Zeit verbringt. Ich schätze, das hat damit zu tun, dass jede und jeder andere Interessen hat. Wir haben aber einen guten Klassenzusammenhalt.

Dann wirst du deine Klasse nach dem QV vermissen?
Ja, auf jeden Fall. Das ist bereits jetzt Thema. Wir werden uns vermissen, es war eine gute Zeit. Auch wenn wir nachher verschiedene Wege gehen, bin ich sicher, dass wir den Kontakt zueinander aufrechterhalten. Ich habe hier wertvolle Freundschaften geschlossen.

Stichwort QV. Dieses steht bald an. Hast du dich bereits darauf vorbereitet?
Nein, eben noch nicht. Das ist auch der Grund, weshalb ich die QV-Vorbereitungskurse des Kaufmännischen Verbands besuchen werde. Ohne diese Kurse würde ich vermutlich zu spät mit dem Lernen beginnen. Obwohl ich mir immer sage, dass ich möglichst früh mit der Vorbereitung beginnen möchte, gelingt mir das in den seltensten Fällen. Für die Fertigstellung meiner Selbstständigen Arbeit musste ich beispielsweise sogar eine Nacht durchmachen!

Wirst du im Anschluss noch die Berufsmaturität (BM) an der WSKVW absolvieren?
Ja, ich habe mich bereits für die BM angemeldet und werde diese ohne Aufnahmeprüfung direkt anhängen. Nach den Sommerferien geht es los. Die BM erachte ich als sehr sinnvoll. Ich weiss zwar noch nicht, was ich danach studieren möchte, die Vorstellung, dass ich nachher umso mehr Möglichkeiten habe, gefällt mir aber sehr. Eigentlich wollte ich immer ein Jurastudium machen. Nach einem erfolgreichen Fachhochschulstudium gibt es auch Wege, die an die Uni führen. Wo mein Weg wirklich hinführt, wird die Zukunft zeigen.

Du bist beim Kaufmännischen Verband Winterthur Mitglied. Was macht für dich der Verband aus? Welche Angebote schätzt du?
Für mich ist der Kaufmännische Verband Winterthur eine helfende Hand in vielerlei Hinsicht. Er ist ein Anbieter von unterstützendem Angebot für jung bis alt. Wir hatten es ja bereits von den QV-Vorbereitungskursen. Ich bin sehr froh darüber, dass der Verband sich für die Lernenden einsetzt und bezahlbare Kurse anbietet. Aus diesem Grund bin ich auch Mitglied.

Möchten auch Sie mehr über den Kaufmännischen Verband Winterthur erfahren? Alle Informationen diesbezüglich gibt es unter www.kv-informatik.ch. Die Vorteile einer Mitgliedschaft sind hier ersichtlich.