Digitalisierung in der Weiterbildung: Chancen und Herausforderungen


Der digitale Wandel und neue technologische Entwicklungen sind in vielen Bereichen spürbar – auch in der Weiterbildung. Fabienne Thiemeyer, Bildungsmanagerin und Projektleiterin Weiterbildungen an der Wirtschaftsschule KV Winterthur, erzählt im Interview, welche Bedürfnisse und Veränderungen der digitale Wandel mit sich bringt und wie die WSKVW damit umgeht.

Portrait von Fabienne Thiemeyer

Fabienne Thiemeyer ist Bildungsmanagerin und Projektleiterin Weiterbildung bei der WSKVW. Sie verfügt über fünfzehn Jahre Erfahrung in der Leitung verschiedener Bereiche in der Weitebildung sowie der Konzeption und Umsetzung hochwertiger Weiterbildungsangebote in unterschiedlichen Lernformaten. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung praxisnaher Lernumgebungen, die den Anforderungen zeitgemässer Bildung gerecht werden, inspirieren, nachhaltig wirken und den Wandel in der Bildungslandschaft aktiv mitgestalten.

 

Was beschäftigt Sie aktuell besonders in Ihrer Arbeit?
Fabienne Thiemeyer: «Der digitale Wandel – er prägt meine Arbeit derzeit auf mehreren Ebenen. Inhaltlich beschäftigt mich vor allem die Vielfalt an neuen Bildungsangeboten, die durch die fortschreitende Digitalisierung entstehen und die auf die veränderten Anforderungen des Arbeitsmarkts reagieren. Gleichzeitig stehen wir als Bildungsinstitution vor der Aufgabe, unsere internen Abläufe und Prozesse kontinuierlich an die neuesten technologischen Entwicklungen anzupassen. Es ist spannend zu erleben, wie sich die Erwartungen an die Weiterbildung verändern – und wie wir darauf reagieren können, um unseren Teilnehmenden zeitgemässe und praxisnahe Angebote zu machen.»

Welchen Einfluss hat der digitale Wandel konkret auf die Weiterbildungen?
«Die digitale Transformation und der Einsatz von künstlicher Intelligenz sind derzeit zentrale Themen – auch in der Weiterbildung. Viele Institutionen beginnen, diese Entwicklungen aktiv aufzugreifen und erste digitale Tools gezielt einzusetzen. Das zeigt sich sowohl in der Entwicklung neuer Angebote als auch im Unterricht selbst: Dozierende nutzen KI beispielsweise, um Lerninhalte schneller und individueller aufzubereiten. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Weiterbildungen, die Menschen gezielt auf den digitalen Wandel vorbereiten.»

Gibt es weitere Trends, die Sie beobachten?
«Ein weiterer Trend, der sich derzeit deutlich abzeichnet, ist die wachsende Nachfrage nach kürzeren und flexibleren Lernformaten. Immer mehr Personen suchen nach kompakten Lerneinheiten, die sich gut in den Berufsalltag integrieren lassen. Auch sogenannte Blended-Learning-Angebote, die Präsenzunterricht mit individuellem Selbststudium kombinieren, sind zurzeit gefragt.»

Wie reagiert die WSKVW auf den digitalen Wandel und das Bedürfnis nach flexibleren Lernformaten?
«An der WSKVW beschäftigen wir uns intensiv mit den aktuellen Entwicklungen. Wir bieten zum Beispiel zusätzlich verschiedene Lehrgänge an, die komplett online oder mit einem hohen Anteil an Onlineunterricht und Selbststudium durchgeführt werden. Wir merken, dass diese Angebote als Ergänzung zum Unterricht vor Ort sehr geschätzt werden.»

Bieten Sie auch Weiterbildungen an, die sich inhaltlich mit der Digitalisierung beschäftigen?
«Ja, ab Herbst 2025 erweitern wir unser Angebot um zwei Lehrgänge, die gezielt Kompetenzen für die digitale Arbeitswelt vermitteln. Zum einen bieten wir den Lehrgang «Digital Collaboration Specialist mit eidg. Fachausweis» an. Diese Weiterbildung richtet sich an Berufstätige, die digitale Zusammenarbeit professionell gestalten möchten. Zum anderen haben wir den Lehrgang «AI Business Specialist mit eidg. Fachausweis» in unser Angebot aufgenommen. Dies ist eine neue Weiterbildung von ICT-Schweiz, die sich mit den Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz im Unternehmenskontext beschäftigt.»

Welche Kompetenzen werden in diesen zwei neuen Fachausweisen vermittelt?
«Die Teilnehmenden erlernen ganz unterschiedliche Kompetenzen. Das technische Know-how ist natürlich wichtig und hat einen grossen Anteil in den Weiterbildungen. Aber auch überfachliche Kompetenzen, wie Kommunikation, Zusammenarbeit oder Projektmanagement- und Change-Begleitung, sogenannte Soft Skills, gewinnen an Bedeutung und werden gezielt gefördert.»

Haben Sie selbst auch eine Weiterbildung in einem digitalen Bereich absolviert?
«Ja, ich habe zwei CAS zu Digital Learning sowie Technology & Media in Education an der ZHAW absolviert. Dabei bin ich auf viele spannende Ansätze gestossen – etwa den Einsatz von Virtual Reality in Lernprozessen oder von Chatbots, die als digitale Lernbegleiter fungieren und individuelle Unterstützung im Lernprozess bieten. Ich kam aber auch zu der Erkenntnis, dass vieles noch im Aufbau und im Wandel ist.»

Wie stehen Sie zum Einsatz von KI in Weiterbildungen?
«Die Möglichkeiten, die neue Technologien für die Weiterbildung bieten, sind heute bereits beeindruckend – sei es durch KI-gestützte Lernsysteme oder adaptive Lernplattformen. Dazu gehören zum Beispiel Systeme, die den Schwierigkeitsgrad von Fragen automatisch anpassen, je nachdem ob die vorangegangenen Fragen richtig oder falsch beantwortet wurden.
Gleichzeitig ist noch nicht überall klar, wie diese neuen Tools sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden können. Sowohl bei Dozierenden als auch bei Lernenden bestehen teilweise Hemmschwellen, etwa im Umgang mit neuen Tools oder in der Einschätzung ihres pädagogischen Mehrwerts. Dennoch bin ich überzeugt: Der digitale Wandel in der Bildung ist nicht nur ein vorübergehender Trend, sondern eine tiefgreifende Entwicklung. Es wird darum gehen, Erfahrungen zu sammeln, Konzepte weiterzuentwickeln und Technologien so zu integrieren, dass sie echten Mehrwert für das Lernen schaffen.»