Mehr Zufriedenheit im Leben dank positiver Psychologie


Im Sommer 2024 startete an der Wirtschaftsschule KV Winterthur der zweite Durchgang des Freifachkurses «Positive Psychologie». Der Kurs richtet sich an alle Lernenden, die herausfinden möchten, wie sie mehr Zufriedenheit in ihr Leben bringen können. Der Lehrer und Kursleiter Samuel Wullschleger erklärt im Interview, wie man positive Psychologie im Alltag anwenden und wie sich die eigene Wahrnehmung dadurch verändern kann.

Portrait Samuel Wullschleger

Samuel Wullschleger ist Lehrer an der Wirtschaftsschule KV Winterthur und leitet den Freifachkurs «Positive Psychologie».

Was ist positive Psychologie?

Samuel Wullschleger: «Die positive Psychologie befasst sich damit, wie die Lebenszufriedenheit gesteigert werden kann und wie Menschen aufblühen können. Dabei ist es hilfreich, den Fokus vom Negativen aufs Positive zu verschieben.»

Wenn man alles nur noch positiv sieht, wird das auch «toxische Positivität» genannt. Was ist der Unterschied zur positiven Psychologie?

«Bei der toxischen Positivität fokussiert man sich nur noch auf das Positive und verdrängt alle negativen Dinge. Das Verdrängen von negativen Gefühlen wie Wut, Trauer oder Angst hilft aber nicht, diese zu bewältigen. In der positiven Psychologie geht es darum, auch schwierige Lebenssituationen wahrzunehmen und einen guten Umgang damit zu finden.»

Können Sie ein Beispiel nennen, wie man positive Psychologie im Alltag einsetzen kann?

«Es gibt viele verschiedene Übungen, um positive Psychologie anzuwenden. Eine einfache Intervention ist die folgende: Notieren Sie sich vor dem Schlafengehen mindestens drei positive Ereignisse des Tages und machen Sie sich anschliessend Gedanken dazu, was Sie dazu beigetragen haben. Auch wenn es gefühlsmässig ein schlechter Tag gewesen ist, gibt es immer auch etwas kleines Positives. Mit dieser Übung trainieren Sie, Ihren Fokus vermehrt auf positive Ereignisse zu legen.»

Was verändert sich, wenn man positive Psychologie regelmässig nutzt?

«Man wird glücklicher und fühlt sich freier und leichter. Wenn man sich bewusst vor Augen hält, was man alles Schönes im Leben hat, gibt das ein gutes Gefühl. Zudem lernt man mithilfe der positiven Psychologie, sich zu reflektieren und seine Stärken einzusetzen, um auch mit schwierigen Situationen umzugehen.»

Welchen ersten Schritt kann ich unternehmen, um besser mit herausfordernden Situationen umzugehen?

«Negative Gedanken und Situationen gehören zum Menschsein dazu. Wichtig ist als erstes, dass man die dabei aufkommenden Gefühle wie Ärger, Wut oder Trauer zulässt und annimmt. Positive Psychologie blendet diese nicht aus, sondern akzeptiert diese Phasen. Es ist von Mensch zu Mensch verschieden, wie man am besten mit schwierigen Situationen umgeht. Manche gehen gerne spazieren oder treiben Sport, um den Kopf auszulüften. Für viele ist es hilfreich, seine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben oder mit jemandem darüber zu sprechen, der wertfrei und verständnisvoll zuhört.»

Welche Auswirkungen hat positive Psychologie in der Arbeitswelt?

«Wenn man selbst positive Psychologie praktiziert, ist man zufriedener, fühlt sich wohler und sieht eher einen Sinn in dem, was man tut. Dazu gehört auch, dass man sich seiner eigenen Stärken bewusst wird, diese einbringen und dadurch im Job aufblühen kann. All das trägt zur eigenen Motivation und zu einem guten Teamgeist bei. Weiter ist es von Vorteil, wenn die Vorgesetzten die Stärken der Mitarbeitenden fördern und sich gedanklich darauf fokussieren, Gutes zu sehen und zu erwarten. Es ist zwar nicht realistisch, dass immer alles gut läuft. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas gut kommt, ist mit einer positiven Einstellung viel höher, als wenn die Erwartung von Anfang an negativ ist.»

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Freifachkurs für Lernende zum Thema «positive Psychologie» anzubieten?

«Ich habe an der Universität Zürich eine CAS-Weiterbildung zu positiver Psychologie gemacht. Die Entwicklung des Freifachkurses war meine Abschlussarbeit. Ich finde es spannend, dass das Thema wissenschaftlich fundiert ist und dass man es ohne viel Aufwand ausprobieren kann. Für mich ist es ein Highlight, dass ich mit diesem Kurs jungen Menschen helfen kann, ihre Stärken zu stärken.»

Welchen Tipp möchten Sie den Lesenden mitgeben?

«Ich habe zwei Tipps. Der erste Tipp ist: Wenn Sie gestresst sind, gehen Sie raus in die Natur. Und der zweite Tipp: Pflegen Sie Ihre realen Beziehungen. Auf Instagram nehmen Sie Teil am Leben anderer. Legen Sie Ihr Handy weg und leben Sie Ihr eigenes Leben.»

 

Weitere Informationen

Der Freifachkurs «Positive Psychologie» ist nach den Sommerferien 2024 zum zweiten Mal gestartet. Er ist für alle Lernenden der WSKVW kostenlos zugänglich.

Mehr Informationen dazu finden Sie hier: Freifachkurs «Positive Psychologie»